Ludgers 20 x 12

20 x 12

Erzähle mir, Muse, von der Frau,
der so vielgeprüften,
die die Sänger führte in Galliens Norden
in das heilige Land der Bretonen.

Sorgfältig prüfend zog sie das Los,
welches  folgend dem goldenen Sand
fiel auf die Spitze Frehels,
Heim des gefälligen Calvados.

Und es erhob sich ein Gesang
Widerhall zahlreicher Stimmen,
die in manchen Sprachen erklangen
zu singen der Lieder viele.

Auch die Steine der alten Kapelle
windumweht, von Vieux Bourg
lauschten dem fröhlichen Klang
und es begannen zu summen die Mauern.

Es vergingen die Jahre im Fluge
und als Eltern kamen die Kinder
und es trennten sich Frauen und Männer
und vereinten sich nicht nur im Sange.

Und wägend zwischen Spiel und Strenge
traf sie die Auswahl der Lieder
und größer als ihre Sanftmut
war bisweilen die Schärfe der Worte.

Mit denen sie leitete alles,
was für das gute Gelingen
rastlos zu tun sie bereit
bis an das Ende der Kräfte.

Doch das geschwätzige Plappern
zu ersetzen durch edles Schweigen
forderte häufig ohne Erfolg sie
von den allzu bered’ten Gefährten.

Immer stand ihr zur Seite
aus der Schar der großen, sich wandelnd
eine Reihe begnadeter Sänger
und die fremdsprachenkund’ge Ulrike.

Umkocht von der häuslichen Gruppe
den Alltag erleichternd, recht häufig
suchte Ablenkung sie wie so manche
beim Spiel mit metallischen Bällen.

20 Jahre seitdem und die Spuren
treffen sich wieder und wieder am Strand
wie in den Herzen sie hinterließen
Erinnerung glücklicher Tage.

So mag wohl keiner von uns,
einmal erst hier oder vielmals
betreten die alte Kapelle
ohne die Stimmen zu hören.

Erzähle mir, Muse, von der Frau,
die tat, was and’re nur dachten,
die so immer in unseren Herzen bleibt,
wie der Wind und die Brandung.

Und der Nachhall des Chores am Meer
wie er fortklingt in dunklere Stunden
trägt mit sich den Dank und die Freundschaft
in die Zukunft, die kein Sterblicher kennt.

Ludger Baalmann
Bretagne, August 2012

Ludgers Abschiedslied

Ein Teil von mir…..

Grad noch sah ich deine letzte Spur am Strand-
schon hat sie die Brandung weggespült.
Spür auf der Haut noch einen Sonnenbrand,
schon ist das Wasser merklich abgekühlt.

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An unserem Tisch die letzten Krümel vom Baguette,
da seh‘ ich noch wie eben einer geht,
der leere Platz vorm Zelt im Dünensand,
an dem so schnell ein andres wieder steht.

War es nicht gut – oh, so gut
War es nicht fein – oh, so fein

Alle gemeinsam oder manchmal allein.
Zwei Wochen Zeit für etwas mehr Gemeinsamkeit
und Spaß am Meer-
Wir brauchten Phantasie und Freiheit-
ich komm’ wieder her!

Nichts im Leben kommt genauso mehr zurück,
Nichts bleibt immer so wie es mal war,
doch auf der Leiter in das große Glück,
gibt es hier eine Sprosse Jahr für Jahr.

Wenn ich heut zurück blick‘ kommt es mir so vor,

als gäbe es ein langes buntes Band,p1020168.JPG
das zwischen uns entstand in all der Zeit
beim Singen, Lachen, Spielen hier im Sand.

War es nicht gut – oh, so gut
War es nicht fein – oh, so fein

So oft zusammen und manchmal allein.

Denn ich weiß wohl, ich kehr zurück
irgendwann an den Strand,
will nicht verlier’n was ich fand.

War es nicht gut – oh, so gut
War es nicht fein – oh, so fein
Regen und Sturm und Sonnenschein.

Am Ende nun da weiß ich wohl trotz Wetter und Wind,
ein Teil von mir – auch wenn ich morgen wieder abfahr-
der bleibt immer hier,
es ist leicht, das zu verstehen,
der bleibt immer hier.

Ludger Baalmann
Bretagne, Juli 2009

Ludgers Ballade vom Cap Fréhel

Ballade vom Kap Frehel

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Von Osten getrieben durch Angst und Not
über Muscheln und felsigen Strand,
suchten sie nichts weiter als Haus und Brot
am Kap Frehel, dort an Land.

Und weiter noch trieb sie Zwang und Fron
auf das Meer, auf das Meer als Pirat,
und mancher verlor dort Tochter und Sohn,
die die See ihm genommen hat.

Doch an der Kapelle, am düsteren Kap,
traf sich heimlich die trotzige Schar
und ein jeder dem anderen Hilfe gab,
der in größerer Not und Gefahr.

Denn die Losung, der Schwur, der sie alle verband,
woran Freund den Freund konnt’ erkennen,
raunten sie immer wieder hinaus dort am Strand,
wo die roten Signalfeuer brennen:
Wir sind die Piraten der Meere,
Allons, les corsaires de la mer
Jeder Tag ein Juwel, jedes Schiff eine Beute
nie ein Gegner zuviel, für uns zählt nur das Heute

La mer, toujours la mer.

Jahrhunderte gingen und zu oft als Feind,
ging von Ost nach West der Weg,
war das Land umkämpft, fand so mancher sein Grab,
auf dem Meer, am Strand und am Steg.

Aber heute – zwischen Krebs und Löwe die Zeit-p7260326.JPG
wer zur Kapelle geht, der hört dort ein Singen,
ein Lachen, ein Lied, welches alle Sprachen versteht.

Und die, die es singen, reichen die Hand
über Gräber, Raum und Zeit
sind sie Freunde geworden und sie lieben das Land
wo der Himmel so wild und so weit.

Ja, sie singen von der Musik auf dem Meer,
vom Lachen der Möwen, vom Glück –
aber auch von der ewigen Wiederkehr,
vom Schiffbruch, der Fahrt zurück.

Ja, an der Kapelle über dem Meer
hörst du ihn singen, den Chor
und durch die Brandung, das Rauschen, den Wind,
klingt deutlich die Losung ans Ohr:
Wir sind die Piraten der Chöre,
Allons, les corsaires de chanteurs
Jeder Tag ein Juwel, jedes Lied eine Beute
keine Note zuviel,
für uns zählt nur das Heute.

La mer, toujours la mer.

Ludger Baalmann
Bretagne, August 2008

Karikatur

von Yolanda Feindura, Bremen

Grusella-Karikatur

 

Musicamp

MusiCamp 2017

Jugendliche im ChoUrlaub

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Kinder im Chourlaub

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