Ludgers Ballade vom Cap Fréhel
Ballade vom Kap Frehel
Von Osten getrieben durch Angst und Not
über Muscheln und felsigen Strand,
suchten sie nichts weiter als Haus und Brot
am Kap Frehel, dort an Land.
Und weiter noch trieb sie Zwang und Fron
auf das Meer, auf das Meer als Pirat,
und mancher verlor dort Tochter und Sohn,
die die See ihm genommen hat.
Doch an der Kapelle, am düsteren Kap,
traf sich heimlich die trotzige Schar
und ein jeder dem anderen Hilfe gab,
der in größerer Not und Gefahr.
Denn die Losung, der Schwur, der sie alle verband,
woran Freund den Freund konnt’ erkennen,
raunten sie immer wieder hinaus dort am Strand,
wo die roten Signalfeuer brennen:
Wir sind die Piraten der Meere,
Allons, les corsaires de la mer
Jeder Tag ein Juwel, jedes Schiff eine Beute
nie ein Gegner zuviel, für uns zählt nur das Heute
La mer, toujours la mer.
Jahrhunderte gingen und zu oft als Feind,
ging von Ost nach West der Weg,
war das Land umkämpft, fand so mancher sein Grab,
auf dem Meer, am Strand und am Steg.
Aber heute – zwischen Krebs und Löwe die Zeit-
wer zur Kapelle geht, der hört dort ein Singen,
ein Lachen, ein Lied, welches alle Sprachen versteht.
Und die, die es singen, reichen die Hand
über Gräber, Raum und Zeit
sind sie Freunde geworden und sie lieben das Land
wo der Himmel so wild und so weit.
Ja, sie singen von der Musik auf dem Meer,
vom Lachen der Möwen, vom Glück –
aber auch von der ewigen Wiederkehr,
vom Schiffbruch, der Fahrt zurück.
Ja, an der Kapelle über dem Meer
hörst du ihn singen, den Chor
und durch die Brandung, das Rauschen, den Wind,
klingt deutlich die Losung ans Ohr:
Wir sind die Piraten der Chöre,
Allons, les corsaires de chanteurs
Jeder Tag ein Juwel, jedes Lied eine Beute
keine Note zuviel,
für uns zählt nur das Heute.
La mer, toujours la mer.
Ludger Baalmann
Bretagne, August 2008